Wir sind hier in Uzhgorod, keine Bombenangriffe. Viele Menschen sind geflohen und wir helfen ihnen. Wir geben ihnen Wohnungen und Essen. In unseren Parks und Schulen sammeln wir Kleidung, Decken und Nahrung. Wir versuchen, stark zu sein!
Bericht zur Lieferung von Hilfsgüter in die Ukraine
Am Freitag dem 04.03 fiel die Entscheidung mit Hilfsgütern eine fahrt zu unseren Leuten in der Ukraine zu starten. Die Initiative habe ich nach einem Videoanruf mit der Leiterin vor Ort in Uzhgrord getroffen. Da diese Stadt im Westen nahe der Slowakischen Grenze liegt war das Gebiet bis da weitgehend von Krieg verschont geblieben.
Die Kontaktperson bat vor allem um Lebensmittel und Medikamente. In der Stadt sind sehr viele Flüchtling aus den Kriegsgebieten eingetroffen. Der Nachschub an Medikamenten und Nahrungsmittel ist mehrheitlich zusammengebrochen. Noch gibt es einige wenige Nahrungsmittel zu kaufen. Aber die Stadt ist dringend auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Es gibt bekanntlich Städte wie Mariupol die komplett von den Hilfslieferungen durch die Russische Armeeabgeschnitten werden. Hier wird mit voller Absicht durch Putin eine Humanitäre Katastrophe wie im Mittelalter provoziert!
Dank der Spende von Estherdebora war es uns möglich in der kurzen Zeit bis zur geplanten abfahrt am Samstag um 06:00 Uhr genügend Nahrungsmittel zu kaufen. Für Medikamente Fehlte uns Zeit und Möglichkeit. Sehr beeindruckend verlief die Suche nach Freiwilligen um die Fahrt über 1600km möglichst schnell bewältigen zu können.
Der erste Freiwillige, Alfred Utiger war sofort bereit mitzufahren. Er sagte alle seine Termine fürs Wochenende ab und stand zur Vervügung. Zur zweiten Freiwilligen, Barbara Küng kam ich ganz Überraschend durch einenAnruf der Lungenliga Bern. Sie betreuen mich seit einigen Jahren wegen meinem Atemgerät. An diesem Freitag morgen wurde ich von meiner Betreuerin angerufen im Rahmen der sporadischen Erkundigung nach Verbrauchsmaterial. Die Betreuerin sagte mir sofort, Sie wisse von einer Kollegin die sehr gerne in der Ukraine Hilfe leisten würde. Diese hätte gerade Ferien und das würde vielleicht passen.
Und es passte! Auch Barbara sagte spontan zu und so hatte ich mein Team zusammen. Fehlte nur noch das passende Gefährt. Dieses stellte mir freundlicherweise das Hilfswerk Estherdebora zur Verfügung. Auch das Geld für Vignetten und den Treibstoff für die 3200km. Wir packten die ganzen Hilfsgüter inklusive der seit einiger Zeit angesammelten Kleider und Sonstigen Sachen in den Transporter um am Samstagmorgen zur Abfahrt bereit zu sein. So begann unsere Reise ins ungewisse am Samstagmorgen pünktlich um 06:00 Uhr.
Unser Weg führte uns über St. Gallen, Bregenz, München, Wien, Budapest in die Nähe der Ungarisch – Ukrainischen Grenze, nach Hatvan wo wir im Motel Sòs Unterkunft bezogen. Die Reise verlief ohne grössere Probleme da am Samstag zum Glück immer sehr wenige LKW unterwegs sind. Und natürlich dank der Unterstützung meiner tollen Mitfahrer die uns sicher abwechslungsweise ans Ziel gefahren haben.
Für Sonntag war die Überfahrt über die Grenze nach Uzhgorod geplant. Wir konnten das Risiko nicht eingehen mit dem Fahrzeug in die Ukraine zu fahren. Da dies jetzt offiziell ein Kriegsgebiet ist, verliert das Fahrzeug dort seinen Versicherungsschutz. Also habe ich mit unserem Team in
Uzhgorod vereinbart das wir mit einem Transporter aus der Ukraine abgeholt werden. Wir sollten uns um 11:30 Uhr in Záhony treffen. Diese Kleinstadt ist eine der ersten Anlaufstellen für die Flüchtlinge nach der Grenze auf Ihrem weiteren Weg in eine sichere Unterkunft irgendwo in Europa. Entsprechend gross war der Andrang auf die Züge aus Záhony heraus.
Unser Fahrer traf mit einer Stunde verspätung auch wirklich in Záhony ein. Nach dem Entladen ist Barbara mit unserem Fahrzeug nach Velky Kamenec. Dort sollte Sie auf uns im Guesthouse Ilona auf unsere Rückkehr warten. Ich hatte entschieden das Sie und das Auto dort in Sicherheit bleiben sollten.
Alfred und ich begaben uns mit unserem Taxi auf den Weg nach Uzhgorod. Das Ganze erwies sich als nicht ganz so einfach. Zuerst mussten wir weitere Hilfsgüter aufnehmen. Sie stammten von einem Deutschen privaten Hilfsteam. Danach mussten wir Zollpapiere bei einer weiteren Person abholen. Schliesslich wurden wir zu einem Grenzübergang geführt in der Slowakei der für Humanitäre Hilfslieferungen eingerichtet wurde. Damit war es möglich ohne weitere Kontrolle der geladenen Waren die Grenze passieren. Leider war der Ansturm auf den Grenzübergang für die Zollbeamten unerwartet hoch. Als Folge resultierte eine Wartezeit von siebeneinhalb Stunden bis wir endlich den Zoll passiert hatten.
Danach ging alles ziemlich schnell. Die Strassen in Uzhgorod waren um diese Zeit menschenleer. Es hatte keinerlei Verkehr auf den Strassen und es war unheimlich ruhig inder Stadt. Alles wirkte surreal und friedlich. Am Nachmittag hatte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel geschienen und man hörte die Vögel singen. Alles wirkte wie an einem friedlichen Frühlingstag und nichts deutete auf den entsetzlichen Krieg der unweit dieser vermeintlichen Idylle tobt.
Der Fahrer setzte uns bei der Familie unserer Gastgeberin und Helferin ab. Erleichtert konnte ich die Familie in die Arme schliessen. Sie hatte uns eigentlich bereits am Mittag erwartet und uns ein typisch Ukrainisches Essen gekocht. Delikate Krautwickel mit einem Krautsalat und speziell gekochtem Geflügelfleisch. Leider wartete unmittelbar danach das Taxi auf uns um uns zurück in die Slowakei und zur wartenden Barbara zu fahren. Es war noch einmal eine ziemlich lange fahrt bis zum Hotel. Endlich um 02:30 Uhr erreichten wir unsere tapfere Barbara die auf uns im Guesthouse gewartet hatte.
Am nächsten morgen traten wir die Heimreise an, glücklich das alles so gut geklappt hatte. Und mit der Gewissheit einen kleinen Beitrag in dieser Krise geleistet zu haben.
Danken möchte ich allen unseren Spendern und Gönnern. Ohne Sie und die beiden Freiwilligen Barbara und Alfred wäre dieser Einsatz nicht möglich gewesen. Ebenso geht mein Dank an den Gründer dieses Hilfswerks das uns so unkompliziert unterstützt hat. Und natürlich Debora die für das Administrative Gelingen besorgt war. Ebenso unserem Internet Provider Marco Preisig Design GmbH Münsingen.